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Motorradunfall


Da unter dem Begriff Motorradunfall alle Unfälle mit Beteiligung motorisierter Zweiräder zusammengefasst werden, ergibt sich eine große Komplexität der möglichen Unfallumstände. Es können Fahrräder mit Hilfsmotor beteiligt sein oder schwere Motorräder. Die Unterschiede in den Fahrzeugmassen und in den erreichbaren Geschwindigkeiten sind evident.

Eine besondere Gruppe der Motorradunfälle sind die sogenannten Alleinunfälle, bei denen ein Motorrad ohne direkten Anstoß mit einem anderen Fahrzeug stürzt, gegebenenfalls von der Fahrbahn abkommt und z.B. gegen ein Hindernis prallt.

Die größte Gruppe, mit denen sich der Sachverständige für Unfallrekonstruktion zu befassen hat, sind Kollisionen zwischen motorisierten Zweirädern und Pkw. Zahlenmäßig gering ist der Anteil von Unfällen zwischen Motorrädern und Fußgängern.
Kapitel des Textes
Seitlicher Anstoß gegen einen PKW
Frontaler Aufprall gegen einen PKW

Seitlicher Anstoß gegen einen PKW

Bei Unfällen zwischen Motorrädern und Pkw sind zwei grundsätzlich verschiedene Anstoßkonstellationen zu unterscheiden. Bei der ersten Anstoßkonstellation handelt es sich darum, dass ein Motorrad mit entsprechend hoher Geschwindigkeit gegen die Seite eines Pkw prallt. Die Bilder 1 und 2 zeigen einen solchen Anstoß bei einem Versuch. Als typische Unfallsituation ist hier die Kollision eines abbiegenden Pkw mit einem entgegenkommenden Motorrad zu nennen. Bei dieser Konstellation steht in vielen Fällen die Frage nach der Geschwindigkeit des Motorrades im Vordergrund. Die Frage nach der Geschwindigkeit des Pkw tritt in den Hintergrund, kann aber selbstverständlich für die Beurteilung der Vermeidbarkeit für beide Unfallbeteiligte von Bedeutung sein.

Unfälle dieser Art werden von vielen Sachverständigen mit Methoden rekonstruiert, die für die Rekonstruktion von Pkw-Pkw-Unfällen üblich sind. Allerdings ist dabei Vorsicht geboten, weil die theoretischen Voraussetzungen zur Anwendung physikalischer bzw. mechanischer Gesetzmäßigkeiten weniger gut erfüllt sind als bei Pkw-Pkw-Unfällen. Das Motorrad besteht mit Vorderrad und Hinterrad aus zwei gekoppelten Einzelmassen. Hinzu kommen noch die Massen der möglicherweise zwei Aufsassen, die sich in der Regel im Verlauf der Kollision vom Motorrad trennen. Besonders bei leichten Motorrädern ist der Massenunterschied zu einem Pkw von Bedeutung.
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Um insbesondere die Kollisionsgeschwindigkeit des Motorrades bei derartigen Unfällen einzugrenzen, werden häufig Versuche hinzugezogen. Über den Vergleich der Schäden aus dem Unfall und dem Versuch kann die Kollisionsgeschwindigkeit häufig eingegrenzt werden. Inzwischen stehen Versuche bis einer Kollisionsgeschwindigkeit von etwa 120 km/h für das Motorrad zur Verfügung (Die Bilder 3 und 4 zeigen einen Aufprall eines Motorrades mit etwa 100 km/h gegen einen stehenden Pkw bei einem Versuch). Es ist in jedem Fall sorgfältig zu prüfen, ob und mit welchen Einschränkungen ein Versuch zur Beurteilung eines Unfalls herangezogen werden kann.
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Frontaler Aufprall gegen einen PKW

Bei der zweiten prinzipiellen Anstoßkonstellation zwischen einem Motorrad und einem Pkw prallt der Pkw mit der Front und mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit gegen ein Motorrad, dass sich im Verhältnis zur Geschwindigkeit des Pkw eher mit geringer Geschwindigkeit bewegt.(Ein Beispiel aus einem Versuch zeigt Bild 5). Merkmal dieses Unfalltyps ist es, dass das Motorrad und der Motorradfahrer deutlich in Fahrtrichtung des Pkw beschleunigt werden und man ähnliche Ablaufphasen beobachten kann, wie sie bei einem Fußgänger- oder Fahrradunfall auftreten. Insbesondere bei leichten Motorrädern ist ein Aufladen des Krads auf die Front des Pkw zu beobachten, was durchaus zu einer Flugphase führen kann. Von großer Bedeutung ist in jedem Fall die Rutschphase des Motorrades bis in die Endlage. In ähnlicher Weise vollzieht sich die Bewegung des Motorradfahrers. Bei diesem Unfalltyp steht die Kollision- und gegebenenfalls die Ausgangsgeschwindigkeit des Pkw im Vordergrund des Interesses. Wesentliche Größen zur Eingrenzung der Geschwindigkeit des Pkw sind auch hier die sogenannten Wurfweiten von Motorrad und Fahrer und noch entscheidender die Rutschweiten.
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Für die Rekonstruktion der genannten Unfalltypen setzen sich auch hier immer stärker Simulationsprogramme durch. Das gilt insbesondere auch für den zwar eher seltenen, dafür aber sehr komplex ablaufenden Anprall eines Motorrades gegen einen Fußgänger (Die Bilder 6 und 7 zeigen das Beispiel eines Simulationsmodells).

Bildquellen:

Bild 1 und 2: DEKRA/Winterthur Versicherung: Versuche Motorrad-Pkw-Kollision in Wildhaus/Schweiz
Bild 3 und 4: Priester/Weyde: Versuche Motorrad gegen Pkw bei hohen Kollisionsgeschwindigkeiten zur Dissertation von Dr. Priester.
Bild 5: EVU Jahrestagung 1997 in Zilina/Slowakei
Bild 6 und 7: Heine/Schönekäs: Motorrad-Fußgängerunfall Diplomarbeit TU Berlin
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